Und plötzlich ist er weg

Viele Hunde geraten in Panik oder haben zumindest großen Stress, wenn Silvester die Raketen und Böller gezündet werden. Im ganzen Jahr werden nicht so viele Hunde (und andere Tiere) vermisst, wie zu Silvester. Schon vor dem Jahreswechsel steigen die Zahlen der Suchmeldungen an und am ersten Januartag ist Facebook voll davon und nicht alle Hunde finden ihren Weg unverletzt zu ihren Familien zurück.
Dabei entlaufen nicht nur die ängstlichen Hunde. Auch die, die normalerweise die Ruhe selbst sind, brauchen nur einen rücksichtslosen Menschen, der ihnen einen Polenböller vor die Füße wirft, um in Panik davonzulaufen.
Deshalb solltest Du Dir auf jeden Fall auch dann einige Sicherheitsmaßnahmen überlegen, auch wenn Du einen Hund hast, der normalerweise keine Angst vor Silvester hat.
Mit „Silvester“ ist in diesem Sinne natürlich nicht nur der Jahreswechsel gemeint, sondern die Zeit, in der Böller gezündet werden. Also ungefähr vom 28.12. bis in die erste Januarwoche hinein.

Hast Du vor kurzem einen Hund aus dem Tierschutz übernommen, musst Du auch ganz unabhängig von der Jahreszeit besonders gut darauf aufpassen, dass er Dir nicht entwischen kann. Das ganze Jahr über werden Tierschutzhunde gesucht, die erst vor kurzem bei ihrem neuen Besitzer eingezogen sind, der einen kleinen Moment lang unaufmerksam war. Um das zu vermeiden, solltest Du dieselben Maßnahmen ergreifen, die Silvester alle Hunde schützen sollen.


Sicherheit zu Hause

Viele Hunde entlaufen nicht auf einem Spaziergang, sondern von zu Hause aus. Bitte achte darauf, auch schon in den Tagen vor und nach Silvester die Fenster und Türen geschlossen zu halten, damit Dein Hund, sollte er in Panik geraten, nicht entkommen kann. Hast Du eine Zwischentür zum Hauseingang, solltest Du Sie am Silvestertag geschlossen halten und den Flur zum Hauseingang als Schleuse nutzen: Wenn die Haustür geöffnet wird, bleibt die Flurtür geschlossen und der Hund befindet sich natürlich nicht im Flur.
Gartenpforten sollten ebenfalls stets geschlossen bleiben. Selbst wenn Du einen eingezäunten Garten hast, solltest Du Deinen Hund zu Silvester nicht ohne Leine in den Garten lassen. Denn wenn ein Hund Panik bekommt, überwindet auch ein mittelgroßer Hund mühelos ein 1,80 Meter hohes Hindernis.

Sari ist ein Hund aus dem Tierschutz.
Sie war hier nicht in Panik, hatte aber auch keine Lust dazu, in ihrem Zwinger zu bleiben.
Wie Du siehst, ist ein 1,80 Meter hoher Zaun auch für einen ungeübten Hund kein großes Hindernis.


Sicherheit unterwegs

Das Du Deinen Hund nicht ableinen solltest, wenn er ängstlich ist oder sich noch nicht bei Dir eingewöhnt hat, ist wohl jedem klar. Aber auch ein sicherer Hund läuft zu Silvester am besten an der Leine, denn es reicht eine einzige dumme Situation, um auch einen entspannten Hund in Panik zu versetzen.
Dabei solltest Du beachten, dass das Halsband und auch das Geschirr, dass Dein Hund im Alltag trägt, sehr wahrscheinlich nicht dazu geeignet ist, ein Entlaufen zu verhindern.
Halsbänder sind normalerweise so weit, dass sie noch einige Finger breit Platz lassen – man will den Hund ja nicht erwürgen. Meinen Hunden kann ich die Halsbänder sogar zum Anziehen über den Kopf streifen. Und auch die Flexileine sollte mal zu Hause bleiben.

Sicherheitsgeschirr

Gerät ein Hund in Panik, zieht er mit aller Macht nach hinten.
Das Adrenalin lässt ihn dabei keine Schmerzen spüren und die Luftnot vergessen und er entwickelt eine unglaubliche Kraft. Aus dem Halsband und aus jedem normalen Geschirr hat er sich innerhalb kürzester Zeit befreit, selbst wenn das Geschirr gut passt und einigermaßen eng sitzt.
Ein Sicherheitsgeschirr ist die einzige mir bekannte Möglichkeit, einen panischen Hund sicher zu halten. Auch dieses Geschirr muss aber gut angepasst sein. Der hintere Bauchgurt muss genau dort liegen, wo normalerweise kein Gurt mehr sein sollte: Hinter den Rippen. Dabei ist es wichtig, dass dieser Gurt so eng ist, dass er sich nicht auf die Rippen ziehen lässt. Es gibt Hunde, bei denen es unmöglich ist, den hinteren Bauchgurt richtig zu verschnallen, weil sie keine Taille haben. In diesem Fall kann es sein, dass sich der Hund sogar aus dem Sicherheitsgeschirr befreit. Bei den meisten Hunden ist eine richtige Anpassung allerdings möglich.

Nur aus einem Sicherheitsgeschirr, das zwei Bauchgurte hat, kann sich ein Hund in Panik nicht befreien.
Allerdings nur, wenn der zweite Gurt hinter den Rippen liegt und so eng ist, dass er nicht nach vorne rutschen kann.
Auf dem Rückensteg siehst Du einen GPS-Sender der dafür sorgt, dass Silvia Sari im Fall der Fälle wiederfinden kann.

Heute sind Silvia und Sari ein gutes Team. Das Sicherheitsgeschirr trägt sie nur noch zu Silvester.


Leine

Rollleinen („Flexileine“) und Schleppleinen sind beliebt, weil sie dem Hund mehr Freiraum geben als eine normale Führleine und ihn doch sichern. Zu Silvester oder zum Sichern eines Angsthundes sollten sie aber lieber zu Hause bleiben.
Will Dein Hund in Panik davonlaufen, kann er bis zum Ende der Leine eine hohe Geschwindigkeit erreicht haben und prallt mit voller Wucht in das Leinenende. Davon abgesehen dass das sehr unangenehm für Deinen Hund ist und sicherlich nicht zu seiner Beruhigung beitragen wird, kann es sein, dass Dein Hund Dir dabei die Leine aus der Hand reißt und er plötzlich frei ist. Immer wieder laufen Hunde im Geschirr und mit einer langen Leine davon, was lebensgefährlich für Deinen Hund ist. Denn wenn er sich in einem Gebüsch mit der Leine verfängt, kann er sich nicht mehr befreien. Wird er nicht rechtzeitig gefunden, wird er dort sterben. Verfängt er sich selbst in der Leine, kann er sich schwere Verletzungen zufügen. Entreißt er Dir die Leine nicht, kann er um Dich herumlaufen, weil seine Panik ihn laufen lässt. Er kann Dich damit zu Fall bringen, was gefährlich für Euch beide ist (Du verletzt Dich und lässt wahrscheinlich die Leine doch los).
Besser ist es, wenn Du Deinen Hund in dieser Zeit mit einer Führleine sicherst, die nicht länger als zwei Meter ist. Besonders wenn Du einen kräftigen Hund hast der Dir die Leine aus der Hand ziehen könnte, solltest Du sogar zwei Leinen verwenden: Eine zwei Meter lange leine mit der Du ihn führst und eine etwas längere Leine, die Du Dir um Deinen Bauch bindest (dafür gibt es spezielle Gurte), damit Dein Hund nicht davonlaufen kann, wenn Du die Führleine verlieren solltest.

Hier siehst Du Sari kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland. Sie sieht noch nicht sehr glücklich in ihrem Sicherheitsgeschirr und der fremden Umgebung aus.
Da Silvia den ängstlichen und noch fremden Hund nicht einschätzen kann, hat sie sie mit einer Doppelleine gesichert.
Noch sicherer ist es, zwei verschiedene Leinen zu verwenden und sich eine Leine mit einem Gurt um den Bauch zu binden.


Für den Fall der Fälle

Wir wollen es nicht hoffen, und Deine Vorsichtsmaßnahmen verringern das Risiko schon enorm. Falls es trotzdem passiert und Dein Hund Dir entläuft, ist es wichtig, dass Du ihn so schnell wie möglich zurückbekommen kannst. Hierfür musst Du natürlich schon vor dem Unglück sorgen.

Mikrochip

Heutzutage sollten bereits alle Hunde mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein, aber viele Hundebesitzer vergessen, den Chip auch registrieren zu lassen. Dabei gibt es mehrere Haustierregister, bei denen eine Registrierung sogar kostenlos ist. In diesem Beitrag findest Du mehr Informationen darüber.
Hast Du Deinen Hund zum Beispiel bei Tasso registrieren lassen, kann Dein Hund sehr schnell an Dich zurückvermittelt werden, wenn er irgendwo aufgegriffen wird. Tierärzte, Tierheime und auch die Polizei können die Chips auslesen. Die Nummer wird dem Register übermittelt, das Dich dann kontaktiert. Auch bei der Suche hilft das Register zum Beispiel durch das Drucken von Suchplakaten.
Natürlich kannst Du auch eine Plakette oder einen Behälter mit Deiner Adresse am Halsband Deines Hundes befestigen. Doch der Vorteil des Mikrochips besteht darin, dass der Hund ihn nicht verlieren kann.

GPS-Gerät

Die Suche nach Deinem Hund ist sehr viel einfacher, wenn Du ihn mit einem GPS-Sender ausgestattet hast. Inzwischen gibt es mehrere Anbieter, die verschiedene Leistungen erbringen. Bitte denke daran, dass Du dafür sorgen solltest, dass der Akku immer voll geladen ist, wenn Dein Hund das Haus verlässt. Denn die Suche nach Deinem Hund kann eine Weile dauern und insbesondere wenn Du Deinen Hund vermisst und deshalb viele Standortabfragen machst, wird viel Strom benötigt. Die Laufzeit beträgt bei vielen Geräten schon im Normalbetrieb nicht viel länger als zwei Tage.
Suchst Du Deinen Hund, denke bitte auch daran, dass er irgendwo hineingekrochen sein kann und der GPS-Sender deshalb keinen Empfang mehr hat. Du solltest jedes noch so kleine Versteck kontrollieren, inklusive Tierbauten oder Fuchsfallen im Wald.

 

Fortsetzung folgt:

In der nächsten Woche kannst Du einen Beitrag darüber lesen, wie Du Dich verhalten solltest, wenn Du Deinen Hund vermisst. 

Quellenangabe: Das Titelbild stammt von ToNic-Pics auf Pixabay

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