Und plötzlich ist er weg (Teil 2)

In unserem Beitrag letzte Woche „und plötzlich ist er weg“ hat Meike geschrieben, wie Du Deinen Hund zu Sylvester ausreichend sichern kannst, um ein Entlaufen aus Panik zu verhindern. Für unsichere und ängstliche Tierschutzhunde sollte so eine Sicherung zu jeder Jahreszeit selbstverständlich sein. Dennoch entlaufen täglich Hunde. Oft sind es Tierschutzhunde, die schon ein ängstliches Wesen mitgebracht haben.

Mit unserem heutigen Beitrag wollen wir Dir eine Anleitung mit an die Hand geben, wie Du vorgehen solltest wenn Dein Hund entlaufen ist.

Wichtig zu verstehen ist, dass sich der Hund nach einem schreckhaften davonlaufen in einer Ausnahmesituation befindet. Er kann sich nicht über seinen Fluchtinstinkt hinwegsetzen und vertrauensvoll zu Dir zurück kehren. Wenn Du dann anfängst rufend hinter ihm herzulaufen machst Du die Situation nur schlimmer. Er wird sich immer weiter entfernen. Daher ist es auch nicht sinnvoll umgehend ein Suchtrupp zu bilden und ihn zu suchen, bzw. in seiner Wahrnehmung zu jagen.

Ich weiß, dass das leichter gesagt ist als getan. Glaubt man doch, dass der eigene Hund einen hört und bei einem wieder Schutz suchen möchte. Aber die Realität sieht in den meisten Fällen anders aus. Der Hund kann nur noch instinktiv handeln.

Ich kann Dir nur ans Herz legen, ruhig, geduldig und besonnen vorzugehen, so schwer es in dieser Situation auch ist.

Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Welches Vorgehen ist jetzt sinnvoll?

Der Ort des Entlaufens

Wenn der Hund schon Vertrauen zu Dir hat ist es in vielen Fällen so, dass er nach einiger Zeit an den Ort des Entlaufens zurück kehrt. Daher sollte eine Vertrauensperson genau an diesem Ort verweilen, auch wenn es die ganze Nacht dauert. Stelle Dein Auto dort ab und lege eine Nachtschicht ein. Ermögliche Deinem Hund jederzeit dort wieder ins Auto einsteigen zu können.

Informiere Dein Haustierregister

In der Regel trägt jeder Hund einen Transponder. Wünschenswert wäre es, wenn dieser schon bei einem Haustierregister registriert ist. Aber auch wenn dies noch nicht geschehen ist, ist jetzt der richtige Zeitpunkt das nachzuholen. Sollte Dein Hund gefunden werden, wird sein Transponder ausgelesen und Du kannst über Deine angegebenen Kontaktdaten informiert werden. Denke daran, Deine Handynummer anzugeben. Es hilft nichts, wenn Du am Ort des Entlaufens stehst und Dein Festnetztelefon klingelt. Weitere Informationen über das Haustierregister findest Du in unserem Beitrag „das Haustierregister schützt Deinen Hund„.

Informiere die Polizei, die umliegenden Tierheime und ggf. den Förster

Zugelaufene Hunde werden meist der Polizei oder dem Tierheim gemeldet. Wenn Du diese schon informierst, können sie Dich bei Fund oder Sichtung kontaktieren. Evtl. informiert die Polizei auch den dort zuständigen Förster, der eine Sichtung in seinem Gebiet dann auch rückmelden kann.

Sollte Dein Hund innerhalb von ca. 12 Stunden nicht zurückgekehrt sein, solltest Du weitere Maßnahmen einleiten! Dafür benötigst Du Zeit, Helfer und am besten eine Organisation mit Fachwissen im Bereich der Hundesicherung. Selbstverständlich kannst Du die folgenden Maßnahmen auch selbst durchführen. Ich empfehle Dir aber, dafür professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Flyer und Öffentlichkeit

Über Flyer, Radio, social media, etc. solltest Du die Menschen in der Umgebung um Mithilfe bitten. Hierbei ist es absolut wichtig, dass niemand anfängt den Hund zu suchen oder zu jagen. Lediglich Sichtungen sollen an Dich herangetragen werden. So kannst Du seinen Bewegungsradius eingrenzen. Wenn Dein Hund nicht gejagt wird, kann er irgendwo an einem für ihn sicheren Platz zur Ruhe kommen. Ein großes, leider bekanntes Problem ist die Unvernunft einiger Menschen, die trotzdem auf eigene Faust eine Suche beginnen.

Daher veröffentliche bitte niemals die Sichtungsorte!!!

Pettrailer

Es gibt so genannte Pettrailer, die mit Spürhunden die Fährte Deines Hundes aufnehmen können. Ich habe da eine gespaltene Meinung zu. Wenn der Hund mit Leine entlaufen ist und irgendwo festhängen könnte, ist das sicher sinnvoll. Eine Jagd mit Hund nach einem freilaufenden Hund verschlimmert die Situation vielleicht nur. Ich möchte nicht alle Pettrailer und Suchdienste über einen Kamm scherren. Es gibt auch gute Organisationen, die ihre Suchhunde nur in speziellen Fällen einsetzen und bei der Suche eher auf andere Maßnahmen zurückgreifen. Informiere Dich daher über das geplante Vorgehen der Pettrailer.

Ortstreue und Futterstelle

Wenn Du anhand der Sichtungen erkennen kannst, dass Dein Hund relativ ortstreu ist, kannst Du dort eine Futterstelle einrichten. Diese solltest Du mit einer Wildtierkamera überwachen, damit Du auswerten kannst, ob Dein Hund auch wirklich an dem Futter war oder ob es vielleicht Ratten waren. Manchmal macht es auch Sinn an unterschiedlichen Orten diese Futterstellen einzurichten. Jedoch sollten alle Futterstellen Kameraüberwacht sein. Bitte richte keine Futterstelle in der Nähe von Autobahnen, Bahnschienen oder Bundesstraßen ein. Die Gefahr ist zu groß, dass Dein Hund diese überquert um an das Futter zu gelangen,

Auf diesem Bild erkennst Du eine Hündin auf einer Wildtierkamera. Sie ist zuverlässig in den sehr frühen Morgenstunden zu ihrer Futterstelle gekommen.

Du brauchst nun einfach viel Geduld. Gehe alles ruhig und besonnen an, so schwer es in der Situation auch ist.

Team

Für die Überwachung der Futterstellen, sortieren der Sichtungen, Flyern, etc. bedarf es mehrerer Menschen. Es gibt Hundesuchdienste/Organisationen, die ehrenamtlich tätig sind und dabei unterstützen. Es gibt auch professionelle Suchdienste, die sehr zu empfehlen sind, aber selbtverständlich auch etwas kosten. Denn die Sicherung eines Hundes kann sich lange hinziehen und verursacht einige Kosten. Alleine eine einzige Wildtierkamera wird Dich in der Anschaffung schon um die 60 Euro kosten.

Lebendfalle

Auch wenn Du nun hoffentlich weißt, dass Dein Hund regelmäßig zur Futterstelle kommt, befindet er sich unter Umständen immer noch in einem Ausnahmezustand. Es geht für ihn nur noch ums überleben. Es hilft nicht, wenn Du Dich an die Futterstelle setzt und freudig auf ihn wartest. Unter Umständen vertreibst Du ihn dann wieder und die ganze Arbeit war umsonst. Nun benötigst Du eine Hundelebendfalle. Diese kannst Du Dir bei einigen Tierheimen oder Tiersuchdiensten ausleihen. Der Umgang bedarf aber einiger Übung. Gut wäre es, wenn die Tiersuchdienste diese Aufgabe übernehmen.

Du wirst weiter Geduld brauchen. Nur weil die Falle steht und mit Futter bestückt ist, heißt es nicht dass Dein Hund sofort dort rein geht. Dieser seltsame neue Gegenstand an seiner Futterstelle wird ihn vielleicht wieder ängstigen. Du darfst ihn auf keinen Fall von dem für ihn sicheren Ort wieder vertreiben.

Er muss sich erst daran gewöhnen. Es empfiehlt sich, die Falle nicht direkt scharf zu stellen und ihn erstmal vor der Falle anzufüttern, bis er sich sicher fühlt.

Es gibt auch einige rechtliche Aspekte zu bedenken. So eine Lebendfalle darfst Du auch nicht überall aufbauen. Sie darf nur auf privaten Grundstücken stehen, oder Du benötigst die Erlaubnis vom Ordnungsamt oder Förster. Das ist nicht immer so einfach. Mit Futterstellen sieht dies leider ähnlich aus. Da spreche ich aus Erfahrung.

Wenn Du dann wirklich das Gefühl hast, er traut sich an die Falle ran, kannst Du diese scharf stellen. Allerdings sollte die Falle entweder einen Fallenmelder haben oder live per Kamera übertragen, ob sie ausgelöst hat, damit Du Deinen Hund daraus wieder befreien kannst.

Denke bitte daran, dass Dein Hund durch das Auslösen der Falle wieder in Panik ist. Sichere ihn erst gründlich durch die Gitter mit 2 Leinen, bevor Du die Falle öffnest. Bringe ihn an einen sicheren Ort und untersuche ihn auf Verletzungen. Beobachte ihn gut, innere Verletzungen sind nicht direkt sichtbar und er zeigt vielleicht keine Schmerzen.

Ich wünsche Dir, dass Du nie in so eine Situation gerätst. Sollte es dennoch passieren, hoffe ich dass Dir dieser Beitrag helfen kann, Deinen Hund bald wieder sicher und unverletzt an Deiner Seite zu haben.

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