Zu alt für einen Hund?

Der Hund ist für viele von uns ein guter Freund, ein Familienmitglied, ein treuer Begleiter. Er nimmt uns die Einsamkeit und bringt uns Lebensfreude. Daher ist der Wunsch eines älteren Menschen nach einem Hund nur zu verständlich.

Neben dem Gefühl nicht mehr alleine zu sein bringt ein Hund noch weitere Vorteile. Er motiviert einen morgens aufzustehen und in den Tag zu starten, er hält sein Herrchen/Frauchen mobil, zwingt ihn zu Bewegung an der frischen Luft und ist ein Türöffner für soziale Kontakte. Ein Hund ist manchmal besser als jede Medizin.

Schon Hildegard von Bingen sagte im 11. Jahrhundert: „Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.“ Da ist viel wahres dran.

In den sozialen Medien wird oft nach einem Hund für die Großmutter/den Großvater gesucht. Häufig lese ich das Entsetzen darüber, dass die Suchenden im Tierheim aufgrund des Alters der Großeltern keinen Hund bekommen haben.

Aber so einfach dürfen meiner Meinung nach alle Parteien die Situation nicht bewerten.

Während meiner Tierheimzeit habe ich das ein wenig anders erlebt. Aber es sind auch nicht alle Tierheime gleich! Die Zugangsvoraussetzung für einen Hund war bei uns nie das Alter!

Das Alter ist lediglich eine Zahl und sagt nichts über die Person und deren Leben aus.

Für mich als Vermittlerin des Hundes zählten andere Aspekte:

Ich hatte tatsächlich wenig Verständnis, wenn ein 95 Jähriger einen sehr jungen Hund adoptieren wollte, aber niemanden im Hintergrund hatte, der das Tier im Notfall versorgen konnte. Das ist für mich dann eine sehr egoistische Entscheidung. Wenn wir uns für ein Tier entscheiden, dann sind wir auch das Tierlebenlang dafür verantwortlich. So leid mir der einsame Mensch dann auch tut. Oft argumentierte die Person dann, dass er einen jungen Hund möchte, da er nicht noch einmal in seinem Leben einen Hund verlieren möchte. Das kann ich auf der Gefühlsebene verstehen. So ein Abschied ist verdammt schmerzhaft. Dennoch leidet auch der Hund, wenn dieser nach einigen Jahren seinen geliebten Menschen verliert und plötzlich im Tierheimzwinger sitzt. Und im Tierheim war ich in erster Linie für das Wohl des Tieres verantwortlich.

Anders sieht die Situation aus wenn es Angehörige gibt, die im Notfall für das Tier da sind. Dann sollte das Alter einfach eine nichtsaussagende Zahl bleiben.

Nun gibt es aber auch genau die andere Situation: Ein älterer Mensch entscheidet sich bewusst für einen alten Hund. Nun werden viele sagen: „Toll, so soll es sein. Das passt doch perfekt zusammen“.

Aber ist das wirklich so?

Vor zwei Wochen habe ich den Beitrag „wenn der Hund ins Alter kommt“ geschrieben. Ein alter Hund hat besondere Bedürfnisse, denen man gerecht werden muss. Unter Umständen kann der alte Hund irgendwann den Urin nicht mehr halten. Entweder er muss stündlich raus oder er wird sogar inkontinent und verliert den Urin überall in der Wohnung. Ist der Hundebesitzer in der Lage, den Hund und die Wohnung in dieser Situation sauber zu halten? Sieht der Hundebesitzer noch so gut, dass er die Urintropfen auf dem Fussboden erkennt?

Wenn alte Hunde „tüddelig“ werden machen sie oft die Nacht zum Tag. Sie haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang in der Nacht und sind sehr unruhig. Das ist schon für einen jungen Menschen eine sehr anstrengende Zeit. Der Hund möchte vielleicht nachts öfter nach draussen. Auch erste Krankheiten machen sich schleichend bemerkbar. Dann ist es die Aufgabe des Frauchens/Herrchens aufmerksam zu sein und die Symptome zu erkennen und einen Tierarzt aufzusuchen.

Ebenfalls müsssen auch das Fell, die Zähne und die Krallen des Hundes gepflegt werden. Vielleicht benötigt der Hund schon Medikamente. Wie oft habt Ihr Eure Mutter oder Großmutter schon gefragt; hast Du auch Deine Tabletten genommen? Hast Du ausreichend getrunken?

Wir alle müssen uns ganz realistisch fragen, ob der Mensch unabhängig von der Zahl seiner Lebensjahre der gesamten Pflege eines (alten) Hundes gewachsen ist.

Ihr seht, es ist wirklich schwierig Hund und Mensch gesund und glücklich zu machen.

Gerade die ältere Generation ohne Angehörige hat es in dieser Situation besonders schwer. Und diese Menschen leiden am meisten unter der Einsamkeit.

Für mich gibt es da eigentlich nur eine Lösung: Die Gemeinschaft.

Wenn wir alle ein wenig mehr an unsere Mitmenschen denken und Ihnen unter die Arme greifen, hat vielleicht auch unser älterer, einsamer Nachbar ohne Angehörige die Chance, einen treuen vierbeinigen Begleiter in seinem Leben zu haben. Und selbst wenn dies nicht mehr möglich ist, weil zum Beispiel das Seniorenheim keine Hunde erlaubt, können Besuchshunde noch viel Freude und Ablenkung in das Leben des Menschen bringen. Viele Berufstätige suchen eine Betreuung für ihren Hund während der Arbeitszeit. Es muss dann ja nicht immer die Hundetagesstätte sein. Vielleicht freut sich Frau Müller von nebenan diese Aufgabe zu übernehmen?

In diesem Sinne; denkt an das Wohl Eurer Mitmenschen und der Tiere.

CanisQuerkopf wünscht Euch einen schönen 2. Advent.

Quellenangabe: Das Foto stammt von JosepMonter auf Pixabay

Ein Kommentar

  • Leonie Schubert

    Danke für den Beitrag. Meine Großtante wird seit mehreren Jahren von ihrem treuen Cocker Spaniel begleitet. Die beiden sind wirklich ein Herz und eine Seele. Zum Glück haben wir eine Seniorenresidenz gefunden, in der sie ihren Liebling mitnehmen kann.

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